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Girls with guitars 5

„Rock’n’Roll ist die brutalste, schlimmste, schrecklichste und lasterhafteste Ausdrucksform, die ich mir je anhören musste“, klagte Frank Sinatra in den 1950er Jahren. Doch es sollte noch schlimmer kommen: zwischen die (zumeist weißen und männlichen) Bands der Zeit mischten sich zunehmend farbige Musiker und – noch weniger vorstellbar – auch Frauen, die nicht nur sangen wie die „Girl Groups“, sondern zum Teil auch ein Instrument spielten, einige von ihnen sogar die neuen elektrischen Gitarren …

„Wir waren eine gemischte Band“, erzählt Peggy Jones, zeitweilig Gitarristin in der Band von Bo Diddley. „Nicht nur Frauen und Männer, sondern auch schwarz und weiß, also durch und durch gemischt. Und wir bekamen zu hören, dass eine gemischte Band es nicht schaffen würde, dass die Leute uns nicht akzeptieren würden, weil wir immer noch in einer Zeit lebten, in der die Leute nicht wussten, wo sie die R&R-Musiker hinstecken sollten, von einer gemischten Band ganz zu schweigen. Und als Gitarristin hatte ich bei vielen Leuten auch keinen guten Stand, weil auch die Zeit war, in der die Leute sagten: Warum singst du denn nicht in einer Girl Group oder machst andere Mädchensachen? Viele Leute waren der Ansicht, dass die Gitarre ein Instrument für Männer ist, verstehen Sie?“ Und weiter: „Obwohl viele Leute dachten, ich würde gar nicht spielen, wissen Sie, sie dachten, ich hätte einen Kassettenrekorder oder so was ähnliches und würde gar nicht wirklich spielen!“

Diese und viele andere ähnliche Geschichten finden sich in dem bisher einzigen Standardwerk zum Thema von Gillian G. Gaar – „Rebellinnen. Die Geschichte der Frauen in der Rockmusik“, dessen deutsche Ausgabe 1994 im Argument-Verlag ↗ erschien (heute leider vergriffen). Gaar weist anhand einer Fülle von Beispielen darauf hin, dass auch in der Rockmusik Normen zunächst immer männliche Normen waren und Musikerinnen daher von vornherein als Ausnahmen und Abweichungen von der Norm verstanden wurden. Diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen und Bewertungen haben dazu geführt, dass in der Rockmusikgeschichtsschreibung die Rollen und die Werke von Frauen immer wieder übersehen oder geschmälert wurden, wodurch sich auch ihre „Unsichtbarkeit“ im Rockmusikgeschäft erklärt.

Mittlerweile gibt es einige Bestrebungen, diesen Schleier der Unsichtbarkeit zumindest partiell zu zerreißen. Das Plattenlabel Ace ↗ ermöglicht schon seit Jahren mit Reihen wie „Where The Girls Are“, „Beat Girls“ und „Girls With Guitars“ tiefe Einblicke in die Beat- und Garagen-Szene der 1960er Jahre, ebenso „Romulan Records“ mit der Reihe „Girls In The Garage“. Und in den Streaming-Diensten wie „Deezer“ oder „Spotify“ finden sich immer öfter auch Playlisten, die sich mit dem Schaffen von Rockmusikerinnen in der Gegenwart beschäftigen.

Das größte Archiv für „Girls with guitars“ stellt aber nach wie vor das Video-Portal Youtube dar, das mit einer Fülle an Beispielen aufwartet. Die folgende Auswahl bietet einen Einblick in die 1960er und 1970er Jahre. Wer wagt, gewinnt! 🙂

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(Erstveröffentlichung 25.10.2016 auf www.dj-night-jever.de ↗)